Um es vorwegzunehmen, die ideale Führungskraft gibt es nicht, genauso, wie es den idealen Menschen per se natürlich nicht gibt. Denn ein Mensch und insofern auch jede Führungskraft wird immer im Kontext bzw. in Beziehung zu seiner Umgebung und seinen Mitmenschen bewertet.
Die ideale Führungskraft im Wandel der Zeit
Innerhalb des zu betrachtenden Kontextes sind natürlich auch die gesellschaftlichen Entwicklungen bzw. der gesellschaftliche „Mainstream“ von Bedeutung. In einer Zeit, in der die Chefetagen fast ausschließlich von Männern dominiert wurden, galten eben auch eher männliche Persönlichkeitsmerkmale wie Durchsetzungsstärke, Machtorientierung sowie analytisch-rationales Vorgehen als ideale Eigenschaften einer guten Führungskraft.
In der heutigen, „modernen“ Gesellschaft, in der mehr und mehr Frauen in den Führungsetagen zu finden sind (ob und wie es noch mehr werden sollten, darüber darf und sollte gerne weiter debattiert werden) und mehr und mehr Männer sich mit Hingabe typisch weiblichen Tätigkeiten wie Kindererziehung und Haushaltspflege zuwenden, und in einer Zeit, in der die deutlich negativen Aspekte, die mit ausgeprägter Dominanz und Machtorientierung (bzw. Machtmissbrauch) verbunden sind ans Tageslicht kommen, hat sich das Bild einer idealen Führungskraft (Gott sei Dank) sehr stark gewandelt.
Positive weibliche und männliche Attribute perfekt vereint
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin absolut nicht der Meinung, dass Frauen bessere Führungskräfte sind, genauso wie ich nicht der Meinung bin, dass Männer es sind. Ich bin der Meinung, dass die Natur nicht ganz zufällig die Verteilung von Männern und Frauen im Verhältnis von circa 50:50 vorgenommen hat und ich bin daher auch der Meinung, dass wir genau deshalb eine 50:50 Verteilung aller positiven männlichen und positiven weiblichen Führungsattribute zu einer gesunden Führungs-Mixtur vereinen sollten.
Meine persönliche, ideale Führungskraft in diesem Sinne …
> besitzt die Fähigkeit Visionen zu entwerfen und zu vermitteln
> besitzt die Größe eigene Fehler zuzugeben
> besitzt die Güte, Fehler von MitarbeiterInnen als wertvolle Hinweise anzuerkennen
> besitzt innere Klarheit und kommuniziert insofern klar und transparent
> ist in einem guten Kontakt zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen
> kann sich in die Gefühle und Bedürfnisse seines Gegenübers hineinversetzen
> setzt klare Grenzen bei egoistischen Tendenzen einzelner Teammitglieder
> übernimmt Verantwortung, wenn es drauf ankommt
> trifft auch unbequeme Entscheidungen, wenn es sein muss
> überträgt Verantwortung und schenkt Freiräume
> hat Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer MitarbeiterInnen
> schenkt Inspiration und positive Stimulation
> versteht ihre Funktion auch als dienend
> sucht aktiv den Kontakt zu ihren MitarbeiterInnen,
ist also in Beziehung und in regelmäßigem Austausch auf Augenhöhe
> bringt Humor und Leichtigkeit ein und kann vor allem auch über sich selbst lachen
> gibt ihren MitarbeiterInnen Rückendeckung, wenn es drauf ankommt
> vereinbart mit ihren MitarbeiterInnen gemeinsam erreichbare Ziele und Toleranzgrenzen
> ist offen für andere Sichtweisen und Blickwinkel
> unterstützt die persönliche und fachliche Entwicklung ihrer MitarbeiterInnen
> ist in allem, was sie tut und sagt ein glaubwürdiges Vorbild
Die ideale Führungskraft ist somit in erster Linie also ein Mensch, der sich seiner eigenen Fehler und Schwächen aber natürlich auch seiner Stärken, seiner Potenziale, seiner Ressourcen, seiner Werte, und seiner Prägungen bewusst ist. Und es ist ein Mensch, der diese Bewusstheit auch im Miteinander mit anderen Menschen lebt.
Eine "ideale" Führungskraft übt sich kontinuierlich in Bewusstheit
Eine ideale Führungskraft ist niemand von Natur aus, auch wenn es sicherlich Naturtalente gibt, denen der ein oder andere positive Persönlichkeitsaspekt durch eine entsprechende Sozialisation quasi in die Wiege gelegt wurde. Die allermeisten Führungskräfte, die ihre Aufgabe wirklich ernst nehmen, arbeiten allerdings unaufhörlich daran, sich und andere noch besser zu verstehen. Sie betreiben Bewusstheitsarbeit und scheuen sich auch nicht davor, sich mit ihren Schattenseiten (die wir alle haben) auseinanderzusetzen. Denn nur, wer sich diesen Seiten stellt, sie bearbeitet und integriert, wird zu einem bewussten und damit ganzen Menschen und somit ganz automatisch zu einem Vorbild für andere.
Bei Interesse finden Sie hier die Inhalte und Daten zu unserem Seminar "Bewusst Führen".
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