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Corona - 10 Erkenntnisse, die ich bisher aus dieser Krise ziehe



Ich schreibe diese Zeilen am Montag, den 23. März 2020. Seit Tagen beherrscht ein einziges Thema die Welt: CORONA oder COVID-19, wie das Virus auch genannt wird.


Nachdem die Zahlen der Infizierten und Toten wegen Corona seit Tagen, wie in fast allen Ländern der Welt, auch in Deutschland dramatisch ansteigen, haben sich alle Bundesländer, trotz des föderalen Systems, in den vergangenen Tagen auf ein (fast) einheitliches Vorgehen in Form von drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens geeinigt. Schulen, Kitas, Restaurants und Hotels wurden geschlossen, Sport- und Kulturveranstaltungen wurden komplett gestrichen. Millionen Selbstständige und Unternehmen haben von einem Tag auf den anderen sämtliche Aufträge und damit die Grundlage ihrer Existenz verloren.


Hätten ich dieses Szenario vor drei Wochen jemanden als eine mögliche Zukunftsoption beschrieben, er hätte mich für völlig verrückt gehalten.


Erkenntnis Nr. 1: Wir Menschen projizieren unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit linear in die Zukunft, nennen das wahrscheinliche Realität und liegen damit häufig komplett daneben.


Zur Rettung der Wirtschaft hat die Bundesregierung im Eiltempo ein riesiges, monetäres Hilfspaket geschnürt und das Geld soll allen Antragstellenden unkompliziert und sofort zur Verfügung gestellt werden.


Erkenntnis Nr. 2: Wenn sich die richtigen Menschen an einen (virtuellen) Tisch zusammensetzen und wirklich, wirklich willig sind, dann erreichen sie sogar beinahe Unmögliches.


Die Kanzlerin wurde von einem Arzt geimpft, der positiv auf Corona getestet wurde, weshalb auch sie, wie viele, viele andere jetzt auch, von zu Hause aus arbeitet.


Erkenntnis Nr. 3: Auch starke Anführer sind verletzlich und haben nicht alles selbst in der Hand.


Aber wer bitte schön hätte gedacht, dass es bei uns in Deutschland nicht genügend Schutzkleidung, Atemschutzmasken und Beatmungsgeräte gibt? Dass Ärzte, Pflegekräfte und Landräte unserer Politiker anflehen, doch bitte, bitte notwendiges Material zu beschaffen, weil es in manchen Kliniken nicht mal mehr für eine Woche reicht? Und dass jetzt sogar privat in Wohnungen genäht wird, was das Zeug hält.


Erkenntnis Nr. 4: In der Krise kommen alle Schwachstellen des Systems zum Vorschein. Nur können wir sie genau dann leider so gar nicht gebrauchen.


Dank Corona bleiben die meisten Flugzeuge weltweit am Boden, Fabriken haben ihre Produktion eingestellt, der Autoverkehr kommt in manchen Städten fast schon zum Stillstand, die Luft über vielen Teilen der Erde ist frei von Smog, die Kanäle in Venedig sind glasklar und man kann die Fische wieder sehen.


Erkenntnis Nr. 5: Es ist nichts so schlecht, dass es nicht auch für irgendwas gut ist.


Erkenntnis Nr. 6: Das Ökosystem Erde atmet und lebt, aber hat seit langer Zeit hohes Fieber. Wenn wir Menschen, als Teil dieses wertvollen Systems, es selbst nicht auf die Kette kriegen, es gesund zu erhalten, dann bekommen wir zur rechten Zeit eben einen verdienten Schuss vor den Bug.


Die Menschen verabreden sich abends auf den Balkonen in vielen Städten der Welt um miteinander zu singen, zu musizieren und den „systemrelevanten“ Ärzten, Pflegekräften, Lebensmittelverkäufern usw. zu applaudieren, die jeden Tag für uns an und über ihre Grenzen gehen. Überall bilden sich Nachbarschaftsinitiativen und man kümmert sich um die Mitmenschen, die gerade besonders gefährdet und bedürftig sind.


Erkenntnis Nr. 7: Es sind gar nicht die Banken, die systemrelevant sind; es sind die Menschen, auch in den Banken.


Erkenntnis Nr. 8: Menschlichkeit steht wieder hoch im Kurs und das lässt doch hoffen für die Zukunft.


Alle, die im Homeoffice arbeiten genießen zwar irgendwie die Möglichkeit zwischen zwei Video Calls eine Maschine Wäsche anzuschmeißen, aber sie vermissen gleichzeitig auch die Nähe und den Austausch mit den KollegInnen (was wiederum eine Bestätigung für die Erkenntnis Nr. 8 ist).


Weil die Video-Konferenzen hohe Konzentration erfordern und es ziemlich nervt, wenn alle durcheinander reden, sind alle deutlich fokussierter und disziplinierter bei der Sache als sonst. Die Konferenzen sind insgesamt viel schneller vorbei und man hat Zeit für eine zweite Ladung Wäsche.


Erkenntnis Nr. 9: Durch den richtigen Fokus werden wertvolle Ressourcen freigesetzt.


In den Läden ist seit Wochen das Klopapier ausverkauft, weil die Menschen Angst haben, dass es irgendwann keines mehr gibt. Dabei melden alle Medien übereinstimmend, dass die Lager für Jahre voll sind.


Erkenntnis Nr. 10: Angst blockiert, macht egoistisch und fördert komplett irrationales Verhalten.


Das gilt übrigens nicht nur für die Anderen, wie ich mir leider immer wieder eingestehen muss. Denn auch ich habe beim letzten Einkauf eine Packung Toilettenpapier mitgenommen, obwohl wir noch zwei nichtangebrochene Packungen zu Hause hatten ;-)

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